Musterdatenkatalog gibt erstmals Überblick über offene Daten in Kommunen
Bevölkerungsentwicklung, freie Parkplätze, Trinkwasserqualität: Viele der digitalen Vorreiterstädte in Deutschland veröffentlichen kommunale Daten als „Open Data“. Der neue Musterdatenkatalog schafft erstmals einen Überblick über die Daten, die Kommunen der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Im ersten Schritt umfasst der im Internet abrufbare Katalog die Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen.
Die Corona-Krise zeigt die Bedeutung aktueller und frei zugänglicher Daten für die Entscheidungsfindung auf. So orientiert sich die Politik in ihren Beschlüssen unter anderem an den Zahlen der Infizierten, die von den Landkreisen und kreisfreien Städten transparent veröffentlicht werden. Frei verfügbare Daten sind für die künftige Entwicklung der Städte und Gemeinden aber auch außerhalb einer Krisensituation wie der jetzigen von Relevanz.
Der neue Musterdatenkatalog liefert nun erstmals eine Übersicht darüber, welche Datenbestände die Städte und Gemeinden öffentlich bereitstellen. Der Onlinekatalog ist in Zusammenarbeit zwischen der Bertelsmann Stiftung und dem Datenportal GovData, der Open Knowledge Foundation und dem KDZ – Zentrum für Verwaltungsforschung entstanden. Zum Start beinhaltet er die allgemein zugänglichen Datensätze der Kommunen in Nordrhein-Westfalen.
Offene Daten in der Smart City
Die Bereitstellung von offenen Daten der Verwaltung ist in einigen Vorreiterkommunen seit Jahren gelebte Praxis. Nicht personenbezogene Daten aus Bereichen wie kommunale Statistik, öffentlicher Personennahverkehr oder Umwelt werden von den städtischen Behörden veröffentlicht. Sie können von allen Menschen frei genutzt und verbreitet werden und liegen in einem offenen Format vor.
Auf Basis der Daten lassen sich zum Beispiel Anwendungen entwickeln, die die Trinkwasserqualität in einer Kommune darstellen oder Apps, die mit offenen Verkehrsdaten Informationen über eine bestmögliche Kombination von Verkehrsmitteln liefern. Von den 20 Städten, die beim Smart-City-Index des Bitkom, dem Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche, vorne liegen, haben 16 ein eigenes Open-Data-Portal.
Katalog schließt Lücke bei der Nutzung kommunaler Daten
Bisher fehlte eine gute Übersicht darüber, welche Daten von Städten und Gemeinden veröffentlicht werden. Akteure, die offene Daten über eine einzelne Kommune hinaus nutzen wollten, mussten viel Zeit aufwenden, um sich einen Überblick zu verschaffen. Ebenso bekommen Kommunen bisher nur schwer eine Übersicht, welche Daten sich zur Veröffentlichung als Open Data eignen. Mit dem Musterdatenkatalog schließen die Bertelsmann Stiftung und die weiteren Projektpartner nun diese Lücke.
Der Katalog bündelt alle offenen Daten, die von Städten und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen auf dem Open.NRW-Portal als Open Data zur Verfügung gestellt werden. Dabei beinhaltet der Katalog nicht die Daten selbst, sondern kategorisiert diese mit Hilfe von Metadaten und verweist auf ihre Quelle in den Kommunen.
Bisher veröffentlichen rund 80 Kommunen in Deutschland, darunter viele Großstädte von Kiel bis München, offene kommunale Daten. Rund die Hälfte dieser Kommunen liegt in Nordrhein-Westfalen.
Die Geschäftsstelle von Open.NRW hat am Zustandekommen des Musterdatenkatalogs mitgewirkt. Das Datenportal der NRW-Landesregierung hat ihn zudem als Meilenstein in die Verpflichtungen des Landes Nordrhein-Westfalen im 2. Nationalen Aktionsplan zur Open Government Partnership aufgenommen.
Ideenquelle für mehr Open Data
Der Katalog ordnet die Datensätze rund 60 verschiedenen kommunalen Themenbereichen zu. Akteure mit Interesse an Open Data können sich dank des Musterdatenkatalogs zum Beispiel alle offenen Daten einer Kommune anzeigen lassen oder die offenen Daten unterschiedlicher Kommunen zu einem bestimmten Thema. Dies erhöht die Vergleichbarkeit und kann gleichzeitig eine Ideenquelle für Kommunen sein, weitere offene Daten bereitzustellen.
Diesen Vorteil betont auch die Projektleiterin Open Data der Landeshauptstadt Düsseldorf, Alice Wiegand, die an der Erarbeitung eines Prototyps des Musterdatenkatalogs mitgewirkt hatte.
Open-Data-Leitfaden für Kommunen
Parallel zur Erstellung des Musterdatenkatalogs entwickelten die Projektpartner ein Machine-Learning-Modell. Dadurch sollen künftige Aktualisierungen des Musterdatenkatalogs automatisch erfolgen. Außerdem soll das Machine-Learning-Modell bei der Erstellung eines Musterdatenkatalogs unterstützen, der alle Open-Data-Kommunen bundesweit einbezieht. Zum jetzigen Zeitpunkt ist allerdings noch unklar, wann dies erfolgen kann.
Neben dem Musterdatenkatalog veröffentlicht die Bertelsmann Stiftung auf der Website musterdatenkatalog.de auch einen Open-Data-Leitfaden. Der Leitfaden erleichtert Kommunen den Einstieg in das Thema Open Data und vermittelt kurz und kompakt die wichtigsten Schritte einer Kommune auf dem Weg zur Bereitstellung von offenen Daten. Zusätzlich veröffentlicht wurde eine Broschüre, die beschreibt, was unter Open Data in Kommunen, also offenen Verwaltungsdaten, zu verstehen ist. Diese enthält außerdem praktische Anwendungsbeispiele für offene Daten sowie Argumente für Open Data aus Sicht der Verwaltung, der Bürgerinnen und Bürger und der Wirtschaft.
Artikel von Mario Wiedemann / Bertelsmann Stiftung
Weitere Informationen und genannte Quellen
Bertelsmann Stiftung, Musterdatenkatalog für Kommunen
Bertelsmann Stiftung, Open Knowledge Foundation Deutschland (Hrsg.), Michael Peters: Open Data in Kommunen – Eine Broschüre
Bertelsmann Stiftung (Hrsg.), Bernhard Krabina, Ein Leitfaden für offene Daten
Landesregierung Nordrhein-Westfalen, Open.NRW