Der mächtige Dreiklang aus Daten, Geld und Klima
Wie eine neue Initiative die Investmentgemeinschaft dazu bringen will, die Risiken und Chancen des Klimawandels zu erkennen und zu nutzen – mit Open Data
Aus dem kontinuierlichen Nachrichtenstrom über die Folgen des Klimawandels und den meist abstrakten Apellen sticht eine Meldung heraus: Die neu formierte LF Climate Finance Foundation will gezielt Daten und Analysen zum Klima bereitstellen, um globalen Finanzinvestments in klimafreundliche Projekte zu fördern. Daten sollen das Geld lenken, das Geld das Klima. Die Initiative hat mächtige Unterstützer: Allianz, Amazon, Microsoft, S&P Global und die Linux Foundation. Man darf getrost davon ausgehen, dass diese Akteure wissen, was sie tun, wenn es um das Thema Daten geht. Im Planungsteam finden sich außerdem der WWF, Ceres und SASB. Auch das Klimathema ist also mit fachlicher Expertise abgedeckt.
Der Weltklimarat IPCC schätzt, dass die Vermeidung von Katastrophen in Folge des Klimawandels 1,2 Billionen US-Dollar kosten wird. Zusätzlich zu den bestehenden Ausgaben. Und das jedes Jahr. Zur Verdeutlichung: Eine Billion ist eine Eins mit 12 Nullen oder ein Band aus 100€-Scheinen, das mehr als 30x um den gesamten Erdball gewickelt wird. Die neue LF Climate Finance Foundation versucht, diesen dramatischen Investitionsbedarf zu stützen, indem eine Plattform aufgebaut wird, die mithilfe großer Datenmengen verschiedene Zukunftsszenarios errechnet. Banken und Vermögensverwalter sollen so in die Lage versetzt werden, Anlageprodukte zu identifizieren, die Lösungen im Kampf gegen den Klimawandel fördern oder von einer künftigen CO2-Reduktion profitieren. „Von großen Pensionsfonds, Banken, Regierungen und der Zivilgesellschaft wird ganz klar gefordert, dass sie Zugang zu den Klimadaten von Unternehmen sowie allen weiteren relevanten Daten erhalten, die notwendig sind, um Ziele des Pariser Klimaabkommen finanziell zu stützen und bessere Finanzentscheidungen treffen zu können“, so Truman Semans von der LF Climate Finance Foundation. Die neue Plattform will eine möglichst große Anzahl von Nutzern und Datenlieferanten auf einer neutralen und technisch ausgereiften Arena zusammenbringen. Einzelne Bestandteile befinden sich bereits in der Entwicklung. So soll beispielweise das Open Source Finanz-Tool von Science Based Targets, das sich gerade in der Betaphase befindet, in die Plattform integriert und weiter ausgebaut werden. „Die Zusammenarbeit der Stakeholder der LF Climate Finance Foundation wird die Daten- und Analyseanforderungen schneller und innovativer erfüllen, als jedes einzelne Unternehmen es vermag“, prophezeit Michael Tiemann, technischer Berater der Plattform und ehemaliger Präsident der Open Source Initiative OSI.
Es bleibt abzuwarten, ob es gelingt, ausreichend verlässliche Daten über künftige Renditepotentiale umweltfreundlicher Projekte bereitzustellen und aufzuarbeiten. Falls ja, könnte es tatsächlich einen Einfluss auf die Investitionsströme haben und damit vermutlich mehr bewegen, als die immer gleichen Fotos brechender Eisberge.
Weitere Informationen und genannte Quellen
GitHub, SBTi Temperature Alignment Tool
IPCC, Global Warming of 1.5 C
Linux Foundation, New LF Climate Finance Foundation to Host Open Source Initiative to Adress Climate Risk and Opportunity in Financial Sector
Science Based Target, Temperature Scoring and Portfolio Coverage Tool for Financial Institutions
GitHub, SBTi Temperature Alignment Tool